Jetzt mache ich Druck – Teil 2

Nach einer abendlichen Drucksession am Samstagabend mit Finger habe ich mich daran gemacht, meinen Druckprozess zu verfeinern. Ursprünglich wollte ich mal Visitenkarten drucken, doch die Weihnachtszeit kam dazwischen und so wurden es Weihnachtskarten. Am Ende habe ich mehr als 15 Karten erfolgreich bedrucken können. Jetzt zeige ich euch, wie ich das gemacht habe.

Beim gemeinsamen Drucken mit Finger aus dem vorigen Beitrag hab ich noch einige Probleme beim eigentlichen Druck und beim Lasern der Druckplatten beobachtet.

Als Problematisch hat sich die Planlage des Linoleums im Laser erwiesen. Das Zeug will bei Eräwrmung wieder zurück in seine aufgerollte Ursprungsform. Das ist natürlich ungünstig für die Kantenschärfe und die Menge des Materialabtrags. Auf einen improvisierten Sperrholzeinsatz für die Klemmhalterung im Laser geklebt, behält das Linoleum beim Photonenbeschuss seine Form.
Für die Laser Rastergravur hat sich ein Durchgang mit 75 mm/s Schnittgeschwindigkeit und 15 mA Laserstrom bewährt. Eine Auflösung von 150 bis 300 dpi ist dabei vollkommen ausreichend.

Nachdem Lasern liegt die Druckplatte wie eins Pompeji unter eine dicken Ascheschicht begraben. In der Luft ein wachsartiger Duft, der an kindliche Kokelei mit alten Teelichtern erinnert. Hilft alles nichts, der Schmodder muss weg. Mit Pinsel, Zahnbürste und fließend Wasser wird der Druckstock unter der Asche freigelegt. Eine Endreinigung mit Isopropanol entfernt dann auch diese teerartige Substanz, die sich auf der Oberfläche abgesetzt hat. Die fertige Druckplatte habe ich dann mit Teppichklebeband auf eine glatte Platte aus Hartpapier geklebt, hier eignet sich aber alles was eben ist und nicht zu biegen neigt.

Hatte ich schon erwähnt, dass die Druckgrafik gespiegelt gelasert werden muss? Also nicht, dass mir dieser Fehler nicht schon mehrfach unterlaufen wäre. 😎

Ich habe mich zum Druck mit Buchdruckfarbe entschlossen, zum einen weil Finger seine Linoldruckfarbe wieder mitgenommen hat und zum anderen, weil mir die festere Konsistenz mehr zusagte. Mein Lager hat ein paar alte Glasscheiben hergegeben, auf der ich die Farbe gleichmäßig ausrollen konnte. Für ein paar Karten reicht eine etwa haselnussgroße Menge Druckfarbe völlig aus. Zu viel Farbe sorgt für ein schmadderiges Druckbild und tagelangen Trockenzeiten.

Der händische Farbauftrag sorgt zuverlässig für Farbe auch neben der Druckplatte. Ein Stück Pappe mit passendem Loch (natürlich gelasert!) dient als Kleckerschutz. Damit konnte ich das Verbreitungsgebiet der Farbsauerei deutlich einschränken. Eine Klinikpackung Gummihandschuhe sollte trotzdem in greifbarer Nähe sein. Ich bekomme es zuverlässig hin, mir nach jedem dritten Arbeitsschritt die Pfoten einzusauen. Die Druckplatte sollte unbedingt einen Rand behalten, damit die Rolle nicht versehentlich in die Vertiefungen kippt und Farbe an ungewünschte Stellen verteilt. Außerdem dient mir der Rand als Hilfe beim späteren Zuschneiden der Karten auf A6 Format.

Mit frischer Farbe auf dem Druckstock geht es auf zum eigentlichen Druck. Das Papier habe ich von einer Kante aus vorsichtig aufgelegt und leicht angedrückt. Der Geiz hat mich dazu getrieben, meine ersten Druckversuche mit fertig zugeschnittenem Karton zu unternehmen. Die Flossen bleiben sauberer, wenn das Papierformat deutlich größer als der Druckstock ist. Außerdem hatte ich so mehr Fläche, die ich mit meinen farbverschmierten Handschuhen anfassen konnte ohne das Motiv einzusauen.

In unseren Vorversuchen haben Finger und ich das Papier dann mit Schaumgummirollen und einem improvisierten Anreibeblock an den Druckstock gerieben. Bei meinen weiteren Versuchen hat sich schlichter gleichmäßiger Druck als besser erwiesen. Dafür habe ich einfach eine weitere glatte Hartpapierplatte auf das Papier gedrückt und mit meinem Körpergewicht für ca. 20 Sekunden beschwert. Erst danach habe ich das Papier händisch an den Druckstock gerieben. Ein Probedruck zeigt recht zuverlässig, an welchen Stellen Nachdruck erforderlich ist. Den Block zum Anreiben des Papiers habe ich einem Hinweis aus dem Forum folgend aus einem billigen Schleifklotz und einem Stück Backpapier improvisiert. Am Ende wird das Papier vorsichtig von einer Seite aus vom Druckstock abgehoben. Beim drunterlinsen offenbaren sich dann auch gleich noch Fehlstellen, die jetzt noch nachgedruckt werden können.

Die ersten Abzüge nach dem Einfärben des Druckstocks sind noch reichlich dünn. Ein alter Block für „Gesprächsnotizen“ spendete die dafür benötigten Schmierzettel. Sobald das Druckbild satter wird, kann mit das richtige Papier bedruckt werden. Am Ende hatte ich zwei meiner selbstgebauten Trockenständer voll bestückt mit selbstgedruckten Weihnachtskarten.

Das Ende einer Drucksitzung

Linoldruckfarbe ist innerhalb weniger Stunden komplett durchgetrocknet. Buchdruckfarbe braucht dafür mehrere Tage. Die Drucke auf unbeschichtetem Karton konnte ich nach zwei Tagen vorsichtig zuschneiden. Auf beschichtetem Schmuckkarton hat die Farbe fast fünf Tage Trockenzeit benötigt.

Zuschneiden auf Postkartenformat

Beim Zuschneiden mit der Hebelschere empfiehlt es sich regelmäßig alle Teile mit Isopropanol zu reinigen. Ein wenig färbt die Druckerschwärze doch noch ab.

Selbst bedruckte Weihnachtskarten

Fertig.

Die Druckvorlagen und den Tannenbaum als Clipart habe ich an den ersten „Druck“ Beitrag angehängt. Hier entlang bitte…