Jetzt mache ich Druck

Weihnachten steht vor der Tür. Wieder einmal eine gute Gelegenheit, anderen mit einer ganz persönlichen, selbst gemachten Kleinigkeit eine Freude zu machen. Selbstgedruckte Weihnachtskarten sollen es sein. Natürlich nicht aus dem heimischen Laserdrucker oder Tintenpisser, sondern richtig eigenhändig gedruckt mit Druckplatten aus heimischer Herstellung, echter Druckerschwärze und ordentlicher Sauerei.

Angeregt durch dieses Youtube Video von Jimmy Diresta habe ich erste Experimente mit gelaserten Druckplatten aus Sperrholz veranstaltet. Also habe ich mir aus dem Künstlerbedarf echte Buchdruckfarbe und Lithographie Druckfarbe geholt und eine dazu passende Gummirolle. (Ein solches Werkzeug hatte ich zuletzt vor fast 20 Jahren im Kunstunterricht in der Hand) Die ersten Versuche mit einem Druckstock aus Pappelsperrholz waren semi erfolgreich. In der Zwischenzeit kam aus dem fingerschen Forum die Inspiration, selber Weihnachtskarten zu drucken.

Experiment Nummer zwei mit einem Druckstock aus Buchensperrholz war schon etwas erfolgreicher aber noch weit davon entfernt, vorzeigbar zu sein. Für dieses Experiment hatte ich mich an einer Visitenkarte versucht. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Grafik vor dem Auslasern natürlich gespiegelt werden muss. Darauf bin ich in meinen Versuchen mehrfach reingefallen. Zum Glück hat K40 Whisperer in den „advanced Settings“ nicht nur die Option zum Invertieren, sondern auch zum Spiegeln der Grafik.

In der Zwischenzeit hat Finger ca. zwei Quadratmeter alten Linoleums aufgetrieben. Das hatte es bei unserem alten Arbeitgeber nur bis zum Müllhaufen nicht aber in den Müll selber geschafft. Was ein Glück. Nur nichts wegwerfen! Anstatt wie früher in der Schule mit Geißfuß, Hohleisen und Co. das Linoleum händisch zu schneiden, haben wir es einfach mal in den Laser gestopft. Es qualmt kräftig, macht eine tierische Menge Asche und riecht wie früher, als man heimlich mit Kerzen rumgekokelt hat. Dafür ist der Materialabtrag ganz gut. Bei einer Kanne Bier und einer Packung Edle Tropfen in Nuss haben wir einen erfolgreichen Erstversuch mit Linoleum und Buchdruckfarbe hinbekommen. Dem weiteren Vorhaben standen jetzt nur noch nicht vorhandene Linoldruckfarbe und Entwürfe entgegen.

Während sich Finger aufmachte Linoldruckfarbe zu besorgen, habe ich mal Inkscape angerissen und einen Tannenbaum für zwei eigene Entwürfe von Weihnachtskarten gezeichnet. Zum Verbiegen der Texte habe ich den Pfadeffekt „Hüllenverformung“ für mich entdeckt. (Danke an Finger für den Tipp). Wer die Entwürfe zum Nachbasteln haben will, findet die SVG Dateien am Ende dieser Seite.

Die Entwürfe habe ich dann mit dem Lasern in Linoleum graviert. Als erfolgreich hat sich letztendlich eine Schnittgeschwindigkeit von 75 mm/s bei 15 mA Laserstrom erwiesen. Eine Auflösung von ca. 150 bis 300 dpi ist dabei vollkommen ausreichend. Vorher haben wir zwei Durchgänge mit 150 mm/s probiert, ein langsamerer Durchgang erwies sich aber im Nachgang als ebenso gut.

Damit die bedruckten Pappen ohne Feind- und Bodenkontakt trocknen können, habe ich in wenigen Minuten einen Trockenständer in Inkscape gezeichnet und mit dem Laser aus Pappelsperrholz ausgeschnitten. Etwas Sekundenkleber und Aktivatorspray halten die drei Einzelteile zusammen.

Mit zwei Tuben Linoldruckfarbe, Spekulatius und Dominosteinen ausgestattet schlug Finger hier vergangenes Woche in der Werkstatt für eine gemeinsame Druck Jamsession auf. Während der Laser mir noch weitere Druckplatten aus den Linolresten kokelte, haben wir Fingers Entwürfe schonmal eingefärbt und auf Papier übertragen.

Die Jamsession mit Druckfarbe hat einige Karten hervorgebracht und noch mehr Erkenntnisse. Der gleichmäßige Farbauftrag ist gar nicht so einfach und der eigentliche Druck braucht auch etwas Übung. Linoldruckfarbe trocknet deutlich schneller als Buchdruckfarbe und ist auch leichter zu reinigen. Meine Buchdruckfarbe von Gerstaecker ist eine Ölfarbe, die eine ganze Weile zum Trocknen braucht. Zum Reinigen brauchte ich Verdünnung und Bremsenreiniger. Die wasserbasierte Linoldruckfarbe, die Finger mitgebracht hat lies sich einfach unter fließend Wasser vom Arbeitsgerät entfernen. Mit billiger Ölfarbe aus der Ecke „Künstlerbedarf“ von Rudis Resterampe lies es sich auch ganz gut drucken. Das Deckvermögen der billigen Farbe auf dunklem Untergrund lässt allerdings zu wünschen übrig.

Während Finger schon einige Weihnachtskarten drucken konnte, war ich mit meinen Ergebnissen noch nicht ganz zufrieden und habe weiter am Prozess geschraubt. Als Ingenieur ändert man natürlich gleich mehrere Parameter auf einmal. Schritt für Schritt ist schließlich für Anfänger 😉

Die Ergebnisse der weiteren Anstrengungen gibt es dann im nächsten Beitrag zu sehen.

Links

Druckdaten und Vorlagen

Wer selber Weihnachtskarten basteln möchte, findet hier meine Vorlagen als SVG Dateien.

Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0

Diese svg Grafiken und Cpiparts dürfen unter der der Creative Commons 4.0 BY-NC Lizenz (Namensnennung,Nicht kommerziell 4.0) frei verwendet und geteilt werden.