Der 0€ Gitarrenständer

Ich bin gestern zu Hause bei Werkstatt Nr. 2 aufgeschlagen und hatte meine alte E-Gitarre mitgenommen. Eine Woche Telearbeit aus dem schwedischen Heim war angesagt und dafür brauche ich gelegentlich mein elektrisches Schrabbelbrett.

Es war vorher keine Zeit mehr, einen Gitarrenständer zu besorgen, also bau ich vor Ort einen. Natürlich aus Resten, die sich dort sicherlich finden werden. Wozu hat man schließlich eine zweite Werkstatt im zweiten Zuhause?

Beim Aufräumen der Garage fand sich ein gammeliges Stück Sperrholz, das mal zu einer Sitzbank in einem Boot gehört hat. Ein sattes Moderaroma war inklusive.

Das Stück habe ich in zwei Teile gesägt aufeinander geschraubt. So musste ich nur einmal Freihand anzeichnen und mit der Stichsäge aussägen. Die Rundungen habe ich mit Unterlegscheiben und einer Spraydose angezeichnet. Die Neigung musste ich noch korrigieren. Auf dem flachen Brett muss sich das Rückteil des Ständers deutlich stärker nach hinten lehnen, als die Gitarre es später tun wird.

Nach dem Aussägen habe ich beide Seitenteile mit dem Exzenterschleifer von Muff und grauem Dreck befreit. Freihand habe ich noch einen Holzklotz aus einem Abfallstück Wandvertäfelung gesägt und gehobelt. Etwas Holzleim und einige Tackernägel später ist der Gitarrenständer im quasi fertig. Die richtige Position des Mittelklotzes habe ich empirisch ermittelt und die Seitenteile oben passend geraspelt.
Die Neigung musste ich noch zwei Mal verstärken, damit die Gitarre ausreichend stabil steht.

Damit der Ständer nicht Spagat macht, sobald sich die doch recht schwere Strat-Kopie darauf niederlässt fehlt noch ein Detail. Auf dem Bild oben sieht man es schon zwischen liegen. Wenige Minuten vor dem Bau des Gitarrenständers habe ich dem Instrument einen Satz neue Saiten verpasst. Die alte tiefe E-Saite habe ich wieder aus dem Metallschrott gefischt und zwischen den Seiten gespannt. Auf der einen Seite wird die Saite vom Ball-End gehalten, gegenüber tut ein simpler Knoten den Dienst. Je eine Unterlegscheibe verhindert das Durchrutschen von Knoten und Ball-End.

Damit ist der Gitarrenständer aus Abfall fertig und die abgerockte Strat hat einen angemessenen Stehplatz. Beim nächsten Besuch im zweiten Zuhause werde ich noch etwas Gummi auf die Auflageflächen kleben. Dann sollte die Gefahr des Kippens auch gebannt sein. Für eine 10€ Gitarre ist natürlich nur ein 0€ Gitarrenständer wirklich angemessen.