Die Motorsportsaison 2020 ist fast komplett vorbei. Jetzt beginnen für mich als Freund des automobilen Renngeschehens die Wochenenden ohne Liveübertragung von den Rennstrecken dieser Welt. Da muss ich mir ein kleines Stück Motorsport auf den Schreibtisch holen.
Die Kaffeetasse macht immer so hässliche Ränder auf die geölte Eichenplatte meines Schreibtisches. Ganz im Gedanken an die letzte Übertragung eines Autorennens kam ich auf die Idee, einen hölzernen Untersetzer im typischen Design einer Rennstrecke zu basteln. Natürlich unter Zuhilfenahme meines Lasers. So wird es am Ende aussehen, doch bis dahin war es ein langer Weg,
Also einen Kaffee gezapft, auf den langweiligen Kork Untersetzer gestellt, und in Inkscape mal eine flotte Schikane mit rot weißen Kerbs gezeichnet. Die Kerbs / Curbs, auf Deutsch Randsteine, habe ich mit einem Pfadeffekt der Krümmung folgen lassen. Das geht in Inkscape über den Eintrag Pfad-Effekte im Pfad Menü. Dazu einfach das zu verbiegende Objekt auswählen und den „Muster entlang Pfad“ Effekt einfügen. Dann die Kurvenvorlage in die Zwischenablage kopieren und beim Pfadeffekt die Quelle auf „Einfügen“ oder „Mit Pfad in der Zwischenablage verknüpfen“ setzen. Wenn das Muster entlang der vertikalen Achse verbogen werden soll, muss noch der Haken bei „Muster vertikal“ gesetzt werden. Selbstverständlich brennt der Laser aus einem Stück Karton ein Probestück.
Der Laser brennt dann aus 4mm Pappelsperrholz vier zukünftige Untersetzer. Einmal mit Schleifpapier über die Kanten gewischt und die Teilen liegen viel angenehmer in der Hand.
Die Kerbs habe ich mit Malerkrepp abgeklebt und anschließend entlang der Kanten gelasert. Dafür habe ich mir aus zwei Abfallstücken Sperrholz und einem Alublech eine Positionierhilfe gebaut. Einmal die Außenkontur der Untersetzer aus der Positionierhilfe ausgeschnitten und ich kann mit ausreichender Wiederholgenauigkeit die Schnittkanten lasern.
Jetzt begann die Lernphase auf dem Gebiet Sprühlack. Um ehrlich zu sein habe ich hier einfach mal Lack verteilt und geguckt, was passiert. Unter der irrigen Annahmen, dass mein mattschwarzes Rallye Lack Spray ausgehärtet nicht von Acryllacken eines anderen Lacksystems angelöst wird, habe ich den ersten Satz Untersetzer komplett schwarz angesprüht. (Keine geniale Idee, wie sich später noch rausstellen sollte). Die geschwärzten Brettchen habe ich in Kreppband gewickelt. Ein Arbeitsschritt, der sich noch viele Male wiederholen sollte. Der Laser brennt das Kreppband an den Kerbs weg. Den Rest erledigte ich in Handarbeit mit einem Skalpell.
Es folgte die erste Dusche mit rotem Lack. Ich brauchte viele Schichten bis der rote Lack nicht mehr so viel vom schwarzen Grundlack angelöst hat. Egal, dachte ich mir, das ziehe ich jetzt durch. Parallel dazu habe ich schon den zweiten Satz Untersetzer ausgelasert. Anschließend wieder abkleben und lasern. Es folgte der mühsame Schritt mit dem weißen Sprüh Lack.
Bei den Lackierarbeitsschritten hat sich ganz eindeutig herausgestellt, dass der „Rallye-Lack“ sehr wohl von anderen Sprühlacken angelöst wird. Sprühlack hat einen unheimlich hohen Anteil an Lösemittel und löst nur all zu gern darunter liegende Lackschichten an. Das mag bei wasserbasierten Lacksystemen anders sein aber ich habe hier bewusst mit den billigsten Lacken gearbeitet, derer ich habhaft werden konnte. Außer der Rallye-Lack, der hat mit 4,99€ in der 500ml Sprühdose doppelt so viel gekostet wie der bunte Lack bei Rudis Resterampe. Beim Lackieren zeigten sich die gelaserten Kanten etwas unkooperativ. Ich fühlte mich ob des Saugvermögens an den Saugblaser Heinzelmann erinnert. Etwas Sekundenkleber auf den Kanten wirkt wie Tiefengrund und reduziert den Farbverbrauch erheblich.
Nach Entfernung des Klebebands sah das Zwischenergebnis schon ganz gut nach Rennstrecke aus. Leider war das Klebeband an den Kanten inkontinent. Also Handarbeit mit Lack und Pinsel. Natürlich habe ich bei diesem Erstversuch auch den Laser noch nicht weit genug gedrosselt. Es gab Kerben im Holz. Für die Werkstatt sind die Untersetzer ausreichend gut gelungen.
Während der Lack noch nicht ganz trocken war, hatte ich schon die zweite Charge von Untersetzer mit Lack besprenkelt. Dieses mal habe ich mir mehr Gedanken über die Fertigungsreihenfolge gemacht. Weiß „grundiert“, dann rot und abschließend schwarz. Die Zeichnung habe ich auch leicht abgewandelt, sodass am Ende die schwarze „Fahrbahn“ am Rande etwas die Randsteine überdeckt. Also auslasern, abkleben, lackieren, nochmal abkleben und wieder lackieren. Natürlich löst der rote Lack den weißen Lack wieder so stark an, dass viele Schichten erforderlich sind. Etwas Handarbeit war auch hier fällig, weil ich das Klebeband nicht stark genug angedrückt habe oder das Klebeband nichts taugt oder die Lackgötter mir nicht wohlgesonnen waren.
Der schwarze Lack kam zum Schluss, hier sieht man auch die erwähnte Änderung der Zeichnung. Wieder mal die Kanten abgeklebt und eine Sollbruchstelle gelasert. Die schwarze Fläche wird die Randsteine ein wenig überdecken. Mit dem schwarzen Lack brauchte ich nur vier dünne Schichten um die rot/weißen Felder zu überdecken.
Die Unterseiten präsentierten sich für meinen Geschmack etwas zu fleckig. Also nochmal Kanten abkleben und von unten schwarz ansprühen. Bei der Gelegenheit habe ich aus einer Werbepostkarte eine Lackierschablone gelasert. Wie sagt man so schön: Der Meister signiert sein Werk.
Drei Schichten wasserbasierten Parkettlacks schützen hoffentlich die Untersetzer gegen vorschnelle Abnutzung. Wenigstens löste dieser Lack keine darunterliegenden Schichten an. Klarlack zum Sprühen hatte ich zu dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr in Betracht gezogen. Neben unheimlich viel Lacknebel enstand bei diesem Projekt auch eine nicht unbeträchtliche Menge an Abfall. Abkleben und abpulen, immer wieder.
Jetzt kann sich der Kaffeepott sportlich dynamisch auf dem Schreibtisch präsentieren. Habe ich schon erwähnt, dass bereits ein dritter Satz Untersetzer in der Mache ist? Die Lackproblematik hat den Kampfgeist in mir geweckt. Ich werde es mit Acrylfarbe aus dem Künstlerbedarf probieren, gepinselt, nicht gesprüht. Dass ich derweil schon eine weitere Idee in diese Richtung entwickelt habe darf an dieser Stelle auch noch erwähnt sein.
Hier noch die Vorlage, die ich zum Lasern für Version zwei verwendet habe.